Das Esterel-Gebirge, Frankreich. Natur pur, menschenleere Strände, glutroter Porphyr und dramatische Felslandschaften. Sind wir hier noch an der Côte d’Azur? Wir machen einen Boxenstopp in der grandiosen Landschaft des Massif de l’Esterel: Die einsamsten Strände der Côte d’Azur, Wandern durch das rote Porphyr und natürlich die Corniche d’Or, die Küstenstraße der Extraklasse.
Bizarre Landschaft an der Côte d’Azur

Das rote Gebirge an der Côte d’Azur: dramatische Ausblicke am Cap Estérel
Um in die französische Riviera richtig einzutauchen, muss man die Autobahn verlassen. Ein wenig mühselig sind die phantastischen Küstenstraßen schon. Im Hochsommer steht man leider die meiste Zeit im Stau. Ein wuseliger Badeort reiht sich an den nächsten. Jeder Zentimeter Bauland ist an dieser Küste Gold wert. Die Grenzen der Orte verschwimmen. Sind wir noch in Cannes oder schon Antibes?
Doch direkt hinter Saint-Raphaël kurz vor Cannes tut sich plötzlich eine ganz andere Welt auf. Ohne Vorankündigung stürzen die bizarren Felsen des Esterel-Massivs ins azurblaue Mittelmeer. Hier beginnt die Corniche d’Or, eine der schönsten Küstenstraßen Frankreichs. Sie windet sich atemberaubend durch die dramatisch zerklüftete Esterel-Küste.
Das Esterel-Gebirge steht seit langem unter strengem Schutz. Es darf fast nirgendwo gebaut werden und im Sommer sind viele Wege gesperrt. Ein Glück für alle Naturfreaks: Die seltsame Landschaft mit dem giftig rot-orangen scharfkantigen Porphyr, gespickt mit knorrigen Eichen und duftenden Pinien, hat eine ganz besondere Faszination.
Zeit für einen Boxenstopp im schönsten Gebirge der Côte d’Azur!
Die einsamsten Strände der Côte d’Azur
Die Strände im Esterel-Gebirge muten inmitten der Côte d’Azur geradezu exotisch an: die Calanques. Von der N98 zweigen immer wieder kleine Fußwege an einsame Buchten zwischen den Roten Felsen ab.
Weil die Calanques nur mühselig zu Fuß und meist über steile Treppen zu erreichen sind, hat man den Strand mit etwas Glück sogar für sich allein. Eine Seltenheit an der gesamten Riviera! Hier eine Übersicht mit Karte der schönsten Strände.
Wandern durch das rote Porphyr

Gepflegte und gut angelegte Wanderwege im Esterel-Massif
Das Wandergebiet im Esterel ist trotz seiner spektakulären Landschaft recht übersichtlich. Die Wege sind perfekt ausgeschildert, zudem ist das Gebiet recht klein. Große Abenteuer findet man hier nicht, aber für einen Tagestrip ist die Gegend perfekt geeignet.
Die einfachste und schönste Route führt über das Cap du Dramont bei Agay mit Postkarten-Blick auf das Mittelmeer und die Île d’Or.
Einige anspruchsvollere Touren befinden sich im Hinterland, auch mit Aufstieg auf den Mont Vinaigre, den höchsten Berg des Massivs oder zur zur Grotte Sainte-Baume des Eremiten Honoratus von Arles.
Auf der Website der Gemeinde Saint-Raphaël kann man sich alle Wanderwege detailliert herunterladen.

Geschütztes Naturparadies? Deutliche Chalk-Spuren der vielen Kletterer im Esterel Gebirge
Küstenstraße der Extraklasse – die Corniche d’Or
Die Corniche de l’Estérel ist eine der Traumstraßen Südfrankreichs mitten durch die glutroten Felsen. Sie ist zwar nur 18 Kilometer lang, hat aber 10 Haltebuchten mit Zugang zu den Traumstränden.
Die Corniche d’Or sollte man in jedem Fall westwärts, von Saint-Raphaël Richtung Cannes fahren. Auf dieser Seite befinden sich die Haltebuchten mit den wunderschönen Aussichtspunkten und Fotospots.

Bergrettung auf französisch: Klettertraining der örtlichen Feuerwehr im Esterel
Und sonst noch? Interessante Infos zum Esterel-Gebirge
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Der teuerste Campingplatz Europas
Der Esterel Caravaning Campingplatz ist nichts für Sparfüchse. Der Standplatz “Imperial” mit privatem Whirlpool und Blick auf das Esterelmassiv schlägt in der Hauptsaison mit über 400 Euro pro Tag (!) zu Buche und ist fast immer ausgebucht.
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Der vergessene D-Day Operation Dragoon
Im August 1944 landeten rund 180.000 alliierte Soldaten an der südfranzösischen Küste, die meisten bei Saint-Raphaël am Cap Esterel. Die Operation Dragoon war erfolgreich, nicht einmal 100 Soldaten fielen zum Opfer. Angesichts der vielen Verluste am Omaha Beach geriet die Operation aber schnell in Vergessenheit. Heute haben die Wenigsten schon einmal etwas davon gehört.

Denkmal der Operation Dragoon am Einstieg der Wanderung über das Cap du Dramont mit Blick auf die Île d’Or
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Rotglühendes Dejavù
Frankreich-Liebhabern kommt die ungewöhnliche Farbe und Vegetation des Esterel zuweilen sehr bekannt vor. Das Massif könnte gut als Zwilling der bizarren, glutroten Felsformationen der Calanches auf Korsika durchgehen. Mit gutem Grund! Das Estérel bildet geologisch eine Einheit mit Korsika. Gestein und Vegetation sind fast identisch.

Korsika: Das rote Felsenmeer der Calanches ist ein geologischer „Zwilling“ des Esterel-Gebirges
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Fotos: The Golden Gecko, mxdriveauto
7. August 2019 um 11:10
Danke für die Links zu den Karten! Die kannte ich noch nicht und es freut mich sehr, dass ich sie jetzt habe 🙂
Aber ich muss auch eine Lanze brechen für das Massif de l’Esterel:
Wenn Ihr schreibt, das Gebiet sei „übersichtlich“, klingt das ein bisschen so, als wenn nichts los ist und wenn man einen Weg gegangen ist, kann man sich die anderen schenken. Das finde ich gar nicht! Das Esterel verändert sich andauernd und ist an allen Ecken anders. Wir erleben hier durchaus viele Abenteuer (Schafe, Wildschweine, Geier… Berg rauf und runter, Schuhe aus und durch Flussläufe…) An den Ausläufern gibt es noch mehr und anderes zu sehen und zu erleben. Und eine Urban Legend besagt, dass im Massif de l’Esterel einige Kriminelle leben, die vor der Justiz geflohen sind. So wie früher die Esterel Banditen.
Man kann nur Tagesausflüge machen, weil der Nationalpark nachts nicht betreten werden darf, aber mit nur einem Tagesausflug hat man noch lange nicht alles erlebt.
Viele Grüße
Katrin von cotedazur-unlimited.eu