Der Gorges du Verdon in Frankreich: Kilometer um Kilometer führt uns der steile Weg durch bizarre Felsskulpturen, immer bedenklich eng an den fast senkrechten Felswänden. In schroffen Serpentinen geht es immer tiefer in die Schlucht – bis wir endlich das grenzenlose Türkis erreichen. Alle Infos und unsere persönlichen Tipps zur Verdonschlucht im Überblick: Wandern, Unterkunft und Camping, Bootsfahrt, Baden und eine einzigartige Auto-Rundtour.
Der schönste Canyon Europas

Die Verdon-Schlucht mitten in der französischen Provence ist zwar nicht der größte Canyon Europas aber der unumstritten schönste und spektakulärste. Auch wenn dies mittlerweile vielen tausenden Touristen zu Ohren gekommen ist – ein Abstieg durch die dramatische Landschaft der Schlucht ist ein unvergessliches Abenteuer.
Basiscamp

Castellane am Eingang der Verdonschlucht ist das inoffizielle Basiscamp der Region. Die hübsche Kleinstadt liegt am Eingang der Verdonschlucht. Die allermeisten Durchreisenden bleiben in den etwas heruntergerockten Cafés und Bars rund um dem Place Marcel Sauvaire hängen. Doch schon ein paar Schritte weiter in den Gassen rund um die Rue du Mitan wird es richtig schön französisch gemütlich.
Auf dem Hausberg hoch über Castellane thront die Chapelle Notre Dame du Roc mit spektakulären Ausblicken über die Stadt und den Canyon du Verdon. Die kleine Tour auf den Felsen sollte man auf keinen Fall verpassen – ein schöner Einstieg in die Gegend.
In der Rue Nationale direkt vor der Altstadt befindet sich auch das Office du Tourisme mit Kartenmaterial in allen Sprachen.
Unterkunft

Die Hotels und Pensionen in Castallane sind recht teuer und in der Regel nicht besonders komfortabel. Hier, im Outdoor-Epizentrum der Provence, checkt man natürlich in einem der unzähligen Campingplätze ein. Für Liebhaber von festen Unterkünften gibt es auf fast allen Plätzen Hütten und Chalets zu mieten.
Aber Vorsicht! Viele der Campingplätze liegen direkt an der vielbefahrenen, außerordentlich schönen D952, die mitten durch die Schlucht führt. Die Motorrad- und Auto-Kolonnen nehmen schon in der Vorsaison schier kein Ende. Der Lärm kann besonders nachts ziemlich unangenehm werden.
Unser Tipp: der kleine aber feine Campingplatz Calme et Nature, nur ca. 2 km von Castellane entfernt, liegt oberhalb der Straße idyllisch mitten in den Bergen. Die Chalets sind sehr sauber und gepflegt.
Zwei abenteuerliche Wandertouren

In der Verdonschlucht wird natürlich nicht nur gewandert. Die Gegend ist voller Radfahrer, Sportkletterer, Kanuten, von den Rafting-Touren ganz zu schweigen. Doch richtig eintauchen in die Schönheit der Schlucht kann man nur zu Fuß. Die beiden für uns schönsten und zum Teil schwindelerregenden Touren:
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Für Hartgesottene – Der Sentier Martel
Die bekannteste und spektakulärste sechsstündige Tour durch den Canyon du Verdon. Der Einstieg beginnt an der Hütte La Maline direkt an der D23. Gefährlich steil geht es bergab in die Schlucht, durch Tunnel, über Leitern und Geröll. Der Weg ist aber gut ausgebaut und in der Saison auch recht voll.
Ankunft bzw. Ausstieg ist der Parkplatz Couloir Samson kurz vor dem berühmten Point Sublime. Wer keine zwei Autos zur Verfügung hat, muss ein Taxi chartern oder auf den Bus zurück zur La Maline warten. Unbedingt Proviant und eine Taschenlampe für die Tunnel mitnehmen, es gibt unterwegs keine Ausstiegs-Möglichkeit!
Länge: 14 km, mindestens 6-7 Stunden reine Gehzeit, rot-weiße Markierung.
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Für Geniesser – Der Sentier des Pêcheurs
Die wunderschöne und nicht ganz so überlaufene Rundkurs-Alternative zum Sentier Martel führt über den Col de l’Olivier zu den Wasserfällen Cascades de Saint-Maurin hinunter an den Verdon. Die Route ist zwar als leicht eingestuft, Wanderschuhe sind aber wegen einiger Kraxelpartien unbedingt angesagt. Hier könnt Ihr die GPS-Daten einsehen.
In der Schlucht gibt es herrliche Bademöglichkeiten für Hartgesottene – das Wasser ist auch im Sommer eiskalt!
Start und Ausstieg am Parkplatz Col de l’Olivier. Länge: ca. 6 km, 3 Stunden reine Gehzeit. Gut markiert.
Baden im Verdon

Das türkisblaue Wasser schreit förmlich nach einem Sprung in den Fluss. Allerdings sind die Badestellen innerhalb des Canyons nur auf den Wanderwegen – Tipp: der Sentier des Pêcheurs
– oder mit dem Boot erreichbar.
Nach dem beschwerlichen Abstieg zu einem der traumhaften Strände mitten in der Schlucht muss man schon sehr kälteresistent sein, um sich in die eiskalten Wellen zu schlagen. Das Wasser kommt direkt aus den Bergen der Haute Alpes und ist eiskalt. Ein Erlebnis ist es aber allemal: Wer sich ins Wasser traut wird nicht selten beklatscht.
Für einen relaxten Strandtag kommt also eigentlich nur der Stausee Lac St Croix am Ende des Gorges du Verdon mit sehr angenehmer Wassertemperatur in Frage. Allerdings sind die Strände in der Saison auch hoffnungslos überlaufen, die Schlucht ist wahrlich kein Geheimtipp mehr.
Mit dem Boot durch den Gorges du Verdon

Mit dem Boot durch die wilden Felsen des Gorges du Verdon zu fahren ist der Klassiker und leider auch bei vielen anderen Tausenden von Touristen sehr beliebt. Am südlichen Ufer des Lac St Croix links und rechts der Brücke Pont du Galetas gibt es gleich mehrere Bootsverleih-Stationen. Im Angebot sind in der Regel Kanus, Kajaks, Elektroboote, Tretboote oder Stand ups. Die Preise sind recht gesalzen, hier einige Beispiele.
Die ersten ein bis zwei Kilometer auf dem Verdon werdet Ihr allerdings nicht allein genießen können. Die Strecke ist berüchtigt für die einfallenden Horden von Tagestouristen. Aber schon ein paar hundert Meter weiter ist man wieder unter sich, die große Masse dreht vorher ab.
Achtung bei der Rückfahrt! Besonders – aber nicht nur – beim berüchtigten Mistral ziehen oft Thermal-Winde in die Schlucht, gegen die man mühsam antreten oder paddeln muss.
Auch am Eingang der Schlucht bei Castellane kann man Kajak-Touren buchen. Allerdings ist der Verdon hier ein Wildwasserfluss. Hier sollten nur Profis ins Wasser gehen.
Die Route des Cretes Panoramastraße

Man kann sich kaum vorstellen, wie die Straßenbauer schon im 17. Jahrhundert diese mit unzähligen schwindelerregenden Aussichtspunkten gesäumte Straße in die Felsen geschlagen haben. Die Tour auf der legendären Rundroute Route des Cretes (D23) hat unzählige atemberaubend wilde Aussichten und ist nichts für schwache Nerven.
Startpunkt ist der östliche Ortsausgang von La Palud, der heimlichen Hauptstadt der Region. Unbedingt eine Pause in einem der tollen Cafés mit Aussicht auf den Verdon einplanen! Die Tour kann nur in einer Richtung befahren werden, ist aber gut ausgeschildert.
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Fotos: The Golden Gecko
22. Februar 2019 um 19:00
Oh wie schön, endlich wieder ein Golden Gecko artikel, wir haben schon sehnsüchtig drauf gewartet.
24. Februar 2019 um 13:52
Danke für die schönen Fotos und aktuellen Tipps! Der Gorges du Verdon ist wirklich eins der Highlights in den französischen Seealpen. Wir waren früher ab und zu in der Region, ich fand’s da immer sehr vielseitig und interessant. Gute Küche, schöne Fahrrad- und Wanderwege, ein wenig geklettert sind wir auch – und natürlich die Schlucht.
Mit Deinem Beitrag kriege ich richtig Lust, da wieder mal hinzufahren.
25. Februar 2019 um 18:45
Vielen Dank für Deine lieben Worte Barbara!