Dies ist kein politischer Text. Dies ist eine Liebeserklärung. Als wir vor 15 Jahren unsere erste Israel-Rundreise planen, müssen wir uns rechtfertigen. Die Sperrmauer wird gerade gebaut. Ein Bombenattentat liegt erst ein paar Wochen zurück. Es ist die falsche Zeit. “Was wollt Ihr denn da?” Aber wir sind jung und wir müssen jetzt unbedingt dorthin.

Israel ist ein Land, in dem man sehr schnell ins Gespräch kommt. Schon im Flugzeug bekommen wir eine Einladung in ein Kibbutz im Golan.

Diese Namen – wir kennen sie alle. Die meisten aus der Bibel und viele aus den Nachrichten: Gethsemane, die Westbank, der See Genezareth, der Jordan, Golgotha, Nazareth und Kanaan. Kein Zweifel, dies ist ein heiliges Land. Und dies ist ein Land mit einem hohen Nachrichtenwert.

 

Israel-Rundreise: Jerusalem Suq Old Town

Betörende Farben und Düfte – Der Suq in der Altstadt von Jerusalem

Dass Israel geografisch “umzingelt” ist, wird uns schon am ersten Abend bewusst. Der Kibbutz liegt traumhaft inmitten von Olivenhainen. Der Pool – bei der ungewohnten Hitze phantastisch. Wir entspannen bei einem Bier unter den Olivenbäumen und schauen den Kindern beim Fußballspielen zu. Aus der Ferne dringt leise Maschinengewehrfeuer zu uns.

Moment mal! Erst beim zweiten Hinhören begreifen wir, dass wir uns nahe des konfliktreichen Grenzgebiets zu Syrien befinden. Die Idylle trügt. Und doch haben wir keine Angst. Die Bewohner des Kibbuz strahlen Gelassenheit und gute Laune aus. Keine Sorge, überall im Kibbuz befinden sich Bunker. Nur für den Fall eines Angriffs. Aber wir sollen den Pool genießen, der hat nämlich Olympia-Maße.

Israel-infiziert

Das machen wir. Aber spätestens jetzt müsste sich doch ein ungutes Gefühl bemerkbar machen? Nein, denn wir sind infiziert von dem Land. Wir reisen weiter zum See Genezereth, nach Haifa, nach Tel Aviv, Jerusalem, durch die Wüste Negev bis zum Roten Meer.

Israel-Rundreise: Die antike Festung Masada tront 400 Meter über dem tiefsten Punkt der Erde am Toten Meer

Die antike Festung Masada tront 400 Meter über dem tiefsten Punkt der Erde am Toten Meer

Urlaub in der Einsamkeit

Wir sind fast überall die einzigen Touristen, eine Israel-Rundreise macht zu dieser Zeit niemand. Gelegentlich treffen wir einige US-Soldaten im Urlaub vom Irak-Krieg. Hier und da auch einige christliche Pilger. Es wird eine unwirkliche und unglaubliche Reise durch heilige Orte, den heißesten Wüsten, zu den Salzstränden am Toten Meer. Am Roten Meer blicken wir über den Golf von Akaba bis nach Saudi Arabien. Um Mitternacht trinken wir ein Light Bier bei 38 Grad und torkeln ins Bett.

Israel-Rundreise: Der schönste Pool der Welt - Kibbuz En Gedi mit Blick auf das Tote Meer, Israel

Der schönste Pool der Welt – Kibbutz En Gedi mit Blick auf das Tote Meer

Wir begegnen Beduinen, russischen Einwanderern, christlichen Arabern, Partyleuten aus Tel Aviv, jungen Soldatinnen, Holocaust-Überlebenden und Veteranen des Sechstagekriegs. Jeder hat eine andere Meinung, alle diskutieren. Und alle vereint die Lust auf das Leben. Tanzen kann man hier jeden Abend. Und göttlich Essen.

Die Stimmung schlägt um

Dann passiert es. Am Morgen ist die Stimmung umgeschlagen. Niemand redet. Alle starren auf die Fernsehbildschirme in den Bars oder hören Radio. Es gab einen Bombenanschlag auf einen Bus in Be’er Sheva mit vielen Toten.

Die Menschen sind ernst und still. Wir werden heute kein Lachen mehr hören. So fühlt es sich also an. Wir wissen noch nicht, dass wir dies in Europa bald gut kennen werden.

Israel-Rundreise: Jerusalem, Felsendom

Farben wie das Fell eines Löwen. Drei Weltreligionen existieren in Jerusalem dicht an dicht.

Am nächsten Tag geht das Leben weiter. Die Strassen sind voll, die Menschen lachen wieder. Wir fahren nach Tel Aviv zurück. Wir wollen unseren letzten Abend genießen. Es ist das Ende unserer denkwürdigen, ersten Israel-Rundreise.

Nicht einen Moment haben wir uns hier fremd gefühlt. Und doch war es aufregend und völlig anders. Wir werden Israel vermissen. Und wir werden immer wiederkommen.

 


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Fotos: The Golden Gecko