Wandern auf Korsika? Das doch nur was für Lehrer und Beamte, dachten wir vermessen. Als wir nach unserer ersten Wanderung schweißüberströmt und mit zerrissenem Outfit im Tal der Goloschlucht ins Gras fallen, sehen wir das anders. Wasser haben wir schon seit einer Stunde nicht mehr. Die wilde Landschaft der Insel sollte man nicht unterschätzen – und auch nicht Ihre betörende Schönheit.
Glücklich setzen wir uns auf die Terrasse der Bar neben unserer Wohnung. Es ist noch Vormittag. Trotzdem sind wir erschöpft, als wir endlich in Corte ankommen. Seit mehr als acht Stunden sind wir auf den Beinen. Es gibt keine Direktflüge von Berlin nach Korsika. Doch das Licht und die intensiven Düfte der Insel rauben uns sofort die Sinne.
Die kleine Stadt mit ihren verwinkelten Gassen war einmal die Hauptstadt von Korsika. Für die Korsen ist sie es heute noch. Nirgends ist es so authentisch wie hier, mitten in den Kastanienwäldern und Schluchten. Hier soll es auch die besten und abenteuerlichsten Wandertouren geben.

Korsika ist wild und ein bisschen anarchistisch – wir sind aber immer noch in Frankreich!
Im Basislager von Korsika
Schon am ersten Abend verlaufen wir uns im Gassengewirr und landen in einer urigen Bar. Bei französischen Schlagern und gutem korsischem Wein kommen wir schnell ins Gespräch. Corte, erfahren wir, ist das Basislager für Wanderer, Bergsteiger und Korsika-Fanatiker aller Art. Wer hier keine schweren Wanderschuhe trägt, ist im besten Fall Tagestourist.
Es wird eine sehr lange Nacht. Wenn wir Korsika richtig erleben wollen, müssen wir unbedingt die Scala di Santa Regina wandern. Die Tour ist das Highlight der Region.

Zeitreise-Wandern: Eine alte Genueser-Brücke auf der Scala di Santa Regina
Korsische Wegbeschreibung
Am nächsten Morgen pfeifen wir auf die Warnungen im Wanderführer und legen mit grob gekritzelter Wegbeschreibung und schwerem Kopf los. Das war vielleicht keine so gute Idee.
Nach einem seichten Einstieg ins erste Tal müssen wir nicht nur einmal mit zitternden Knien freilaufende Stiere und Kampfhunde umrunden. Der nächste Aufstieg auf einen schwindelerregenden Felskamm ist nicht gesichert und unsere weingetränkte Wegbeschreibung versagt mehrfach. Obendrein müssen wir danach ein riesiges Macchia-Feld absteigen, bevor wir mit zerschundenen Beinen die eigentliche Scala erklimmen. Ok, jetzt haben wir Respekt vor den Lehrern und Beamten.

Die weißen Gassen der Oberstadt von Bonifacio
Die weiße Küste – Bonifacio
Aber Korsika kann auch anders. Wir fahren weiter in den Süden ins sagenumwobene weiße Bonifacio. Die Stadt ist allerdings Tourismus pur. Die blendend weiße Felsküste ist atemberaubend schön und die Stadt auf dem Felsvorsprung spektakulär mit Blick auf Sardinien gelegen. Wir müssen uns die Wanderwege hier auch in der Vorsaison mit hunderten Touristen in Flip Flops und Sandalen teilen. Am Hafen findet der übliche Budenzauber statt, von der Parkplatzsuche ganz zu schweigen.
Wunderbar ruhig geht es in der Oberstadt zu, die wunderschönen Strände haben allesamt Südsee-Feeling. Wie in allen Urlaubsgebieten muss man immer den etwas weiteren Weg nehmen.

Porto: Im Felsenmeer der Calanches
Die rote Küste – Piana und Porto
Wie grundverschieden Korsika sein kann sehen wir, als wir die bizarren, glutroten Felsformationen der Calanches bei Piana erreichen. Nach einer halsbrecherischen Fahrt über die enge Küstenstraße nach Porto checken wir auf einem traumhaften Campingplatz in einem betörend duftenden Eukalyptuswald ein. Am Morgen klettern wir durch die Wolken in die wild zerklüftete Landschaft und kehren mittags im wunderschönen Piana zu korsischen Linsen mit Figatellu ein. Am Abend schauen wir fasziniert zu, wie die Wellen mit unheimlicher Wucht an den Strand von Porto donnern.
Kastanien, Myrte, Rosmarin, Wacholder, Lavendel – den Duft der wilden Insel werden wir nicht mehr vergessen.
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Fotos: The Golden Gecko, harleyufo
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